Aquamediale 2, Lübben
2006

Der Große Fischzug
Katalogtext von Herbert Schirmer (Kurator)

Die farbenfrohen Skulpturen von Marion Quitz mit ihren ausladend sinnlichen Formen akzentuieren die Uferzone in auffallender Weise. Ein mythisch anmutender Zug amphibischer Gestalten, auf der Suche nach einem neuen Paradies, die noch nicht entschieden haben, ob sie vom Wasser wegziehen oder dorthin zurückkehren. Dabei wechselt das reale Sujet über das Märchenhaft-Fantastische in den Bereich der subjektiven Fantasie. Immerhin könnten die mit mehreren Schichten Zeitungspapier beklebten, wassserdicht isolierten und schließlich in leuchtenden Rottönen bemalten Drahtkonstruktionen auch gute Geister sein. Dieser Eindruck verstärkt sich noch in den Abendstunden, wenn durch gespeicherte Solarenergie die Fische von innen heraus zu leuchten beginnen, und die Gruppe ein geheimnisvolles Eigenleben in der Landschaft entfaltet. Im Wechselspiel von Wieder-Erkennung und Verfremdung, von intuitiver emotionaler Gestaltung und ethisch-moralischem Anliegen werden hier neue Überlebensweisen trainiert, während die Künstlerin die verloren gegangene Harmonie der Schöpfung reklamiert. Der große Fischzug will unser Auge nicht nur erfreuen, er will uns vielmehr sensibilisieren für die Notwendigkeit, mit unseren Gewässern verantwortungsvoller umzugehen, wenn uns Artenvielfalt und Lebensqualität der Kreatur wirklich etwas bedeuten.